Der Mieterbund fordert ein Recht auf bezahlbaren Wohnraum. Der Immobilienmarkt sei außer Kontrolle, Investoren verdrängten Mieter, in Innenstädten wohnten nur noch Gutbetuchte.
Bisher war das theoretische Zeitungslektüre. Nun bekam ich die Wohnungsnot in Gütersloh praktisch auf meinen Computer gespiegelt. Im Abstand von einem Jahr habe ich für eine alte Dame in der Fußgängerzone eine 100 qm und eine 30 qm Wohnung über ebay angeboten. In beiden Fällen kam ich mit über 60 ernsthaften Interessenten in Kontakt. Viele Mails machten Ohnmacht und Verzweiflung einer langwierigen Wohnungssuche deutlich. Ich erhielt Einblicke in prekäre Beschäftigungen und soziale Ausgrenzungen, die mich jetzt um Weihnachten („… sie hatten keinen Raum in der Herberge …“) wieder einholen.
Nach einer Untersuchung werden in unserer Stadt bis zum Jahr 2035 6.000 bis 7.200 zusätzliche Wohnungen benötigt.
Der Bauverein möchte kleine Wohnungen bauen, doch es gibt kaum große kostengünstige Grundstücke. Schleppend ist auch die Wohnraumvermittlung der ehemaligen Britenwohnungen durch BimA und Bauordnungsamt. Ob die neu gegründete Gütersloher Wohnungsbaugesellschaft die Wohnungsnot lindern wird, ist ebenso fraglich. Deren Konzentration auf die Entwicklung des Mansergh-Geländes hilft in naher Zukunft keinem, der eine bezahlbare Herberge sucht.
Auch wenn Weihnachtsmärkte nicht stattfinden, Weihnachtsgeschenke bleiben systemrelevante Normalität! 2019 gab jeder hierzulande dafür im Schnitt 475 € aus.
Spätestens Anfang Dezember beginne ich mir Gedanken über originelle W-Geschenke zu machen, lasse mich in Schaufenstern inspirieren, surfe im Internet. Nicht erst seit Greta kommt hinzu, dass ich klimaneutral schenken möchte. Die radikale Forderung nach Konsumverzicht kann ich bei 5 Enkelkindern jedoch nicht ganz einlösen. Ehrlich gesagt, das eigentliche Geschenk ist doch die Empathie, die wir bei seiner Auswahl aufbringen. So spende ich Zeit für eine Radtour, einen Spaziergang oder zum gemeinsamen Kochen. Nehme der zu beschenkenden Person etwas ab, das sie schrecklich findet, zeichne mein Lieblingsbuch als privates Hörbuch auf oder kreiere aufmunternde Sprüche für den langen Coronawinter.
Mit etwas Geld kann ich auch eine Mitgliedschaft im Tierheim, eine Patenschaft einer Tierschutz- oder Baumpflanzaktion, eine Gemüsekiste heimischer Landwirte oder auch ein monatliches Buch-Abo beim lokalen Buchhändler erwerben. Wenn mir das zu wenig erscheint, lege ich ein Paar handgestrickte Socken der Landfrauen dazu, weihnachtlich nachhaltig in alter Zeitung oder gebrauchtem Briefumschlag eingewickelt.
(Foto aus 2019, gedruckt im GT-Info Dez./Jan. 2020)
Während sich Stadtplaner, Politiker und Initiativen den Kopf über die notwendige Verkehrswende zerbrechen, katapultiert der C-Virus das Auto zu einem systemrelevanten Nutzfahrzeug. Zwar wird Erhebungen zufolge weniger Auto und mehr Rad gefahren, jedoch kommt es zur coronabedingten Umnutzung: Besorgte Eltern lassen ihre Kinder nicht mehr mit dem Bus zur Schule fahren, notwendige Geschäftsreisen und noch erlaubte Urlaubsreisen werden vermehrt mit dem PKW durchgeführt. Dazu kommen: Streedfood-parkours, Straßenausstellungen, Autokinos für Film und Musik, vermehrte Drive-In-Verkäufe, Safari-Park-Nutzer und ja, auch Verrichtungsboxen.
Weitere lebenserhaltende Nutzungen verlangen einige Arztpraxen: Einmal soll das Auto zur ansteckungsfreien Abstrichentnahme im Corona-Drive-In vor der Praxis dienen. Zum anderen wird das Auto als infektionsgeschütztes Wartezimmer propagiert „… kommen Sie zum vereinbarten Termin auf den Praxisparkplatz … melden Sie sich per Handy … warten Sie im Auto, bis wir Sie über ein freies Untersuchungszimmer benachrichtigen“.
Zwei Fragen bleiben: Was machen immobile Handyverweigerer und wie hält man sich ohne Abgase im Winter warm? Sollte sich die Pandemie weiter verschärfen, könnten auch Drive-In-Einkäufe nötig sein. Umweltschade nur, dass die E- oder Wasserstoffmobilität noch in den Kinderschuhen steckt.
Der neue Bürgermeister „Nobby“ aus den Reihen der Bürger für Gütersloh trat seinen Dienst am 1. November an. An der BM-Stichwahl haben sich nur ca. ein Drittel der Wahlberechtigten beteiligt. Rund zwei Drittel haben sich verweigert. Wünschen sich die Bürger mehr Beteiligung, als alle 5 Jahre ein Kreuz zu machen? Da Norbert Morkes seit Anfang seiner politischen Ambitionen stets erklärt hat, das Ohr nah am Bürger zu haben, muss man gespannt sein, ob er nun Wählern und Nichtwählern ein Mitbestimmungsrecht einräumt. Seine Beteiligungsidee dazu ist die Einrichtung eines Bürgerrates, von dem er sich beraten lassen will. Wie der aussehen soll, hat er bisher nicht erklärt. Ein konkreter, bisher unbearbeiteter Antrag der „Initiative Demokratie wagen“ zum Thema Bürgerrat liegt Verwaltung und Rat schon seit Anfang des Jahres vor.
Auch traut Herr Morkes den 1.600 Mitarbeitern im Rathaus mehr Mitsprache zu und möchte gleichzeitig die 56 Ratsmitglieder befriedend moderieren. Eine schier unlösbare Aufgabe. Da wäre „König von Pavenstädt“ sicher leichter!
Ein erstes Testfeld für seine Bürgerbeteiligung könnte die Karstadtimmobilie werden. Für diese zentrale Stelle der Innenstadt ist die Meinung der Bürger von entscheidender Bedeutung und nicht nur das Kapitalverwertungsinteresse zuletzt bekannt gewordener Heuschrecken.
(Dieser Text erscheint auch auf der vorletzten Seite des aktuellen GT-Info-Hefts)
Gütersloh besitzt einige Fußgänger- und Radfahrerbrücken. Zwei davon, eine Nähe Blessenstätte über die Dalke und eine über den Westring im Laufe des Dalkewegs, wurden aus statischen Gründen abgerissen. Bei der kleinen Holzbrücke wartet man wohl auf einen Sponsor, bei der großen müssen beim Neubau 21 Bäume gefällt werden. Das brachte in den letzten Wochen zahlreiche Leserbriefschreiber buchstäblich auf die Palme. Ob die Differenzen noch überbrückt werden können und sich der Wettbewerbssieger um die Bäume schlängeln kann, wage ich zu bezweifeln.
Eine der Überführungen über den Nordring, die Pavenstädter Fußgänger und Radfahrer vom Ohlbrocksweg aus mit der Innenstadt verbindet, wurde bisher selten erwähnt. Dabei ist diese Sichtbetonbrücke das scheußlichste Bauwerk im Westen der Stadt.
Mag die Statik dank klobigem Stahlbeton noch in Ordnung sein, das Erscheinungsbild aber ist katastrophal. Wer diese Brücke nutzt, weiß davon ein Lied zu singen: Unebene Stufen, sporadisch angebrachte Handläufe, Schlaglöcher im Boden, verstopfte Abflussrinnen, eine hervorstechende Metallkante an der Dehnungsfuge und bemoostes Grau zum Grauen.
Eine Sanierung, Auffrischung mit Hochdruckreiniger und Farben könnte die Brücke wiederbeleben, damit einen beim Übergang statt Bunkeratmosphäre ein wohltuendes Geh- und Fahrgefühl begleitet.
(Meine Kolumne erschien im November GT-Info auf der vorletzten redaktionellen Seite)
PKWs werden in Coronazeiten systemrelevant. Immer mehr fette SUVs beschweren die Straßen und Autokinos eröffnen landesweit. Wir dulden eine Entwicklung, die der Klima- und Verkehrswende diametral entgegensteht. Die trotz Homeoffice viel zu vielen Automobile sind nicht nur schlecht für die Umwelt, sie fordern auch Verkehrstote und viel zu viel Platz beim Fahren und Parken. Einige Städte und Gemeinden versuchen mit Prämien, Straßenbenutzungs-gebühren und Verbesserungen im ÖPNV die Autoflut zu reduzieren.
Und Gütersloh? Die Straßenbaumaßnahme vor dem Rathaus (Berliner Straße) reduzierte die Friedrich-Ebert-Straße auf zwei Spuren. Das Tempo wurde auf 30 km/h beschränkt. Von langen Staus oder Protesten habe ich bisher nichts gehört. Wäre es nicht geboten, diese vierspurige Straße dauerhaft zwischen Nordring und Eisenbahnunterführung auf zwei Spuren umzuwidmen und Tempo 30 zu belassen? Dann kann auf den freiwerdenden Spuren huckelfrei Rad gefahren werden. Daneben bleibt noch viel Platz für einen beidseitigen breiten Grünstreifen, von dem dann auch Fußgänger etwas haben. Das wäre ein visionärer Schritt zur Gleichberechtigung der Verkehrsteilnehmer in unserer Stadt!
Meine Kolumne ist im Oktoberheft des GT-Infos abgedruckt
CDU und Grünen beantragen im Rat eine „Machbarkeitsstudie für ein Innovationszentrum in Gütersloh“. Wie immer die outgesourcte Studie ausfallen wird, ich habe heute schon eine zukunftsweisende Startup-Idee parat. Sie kam mir in den Sinn, als ich die Fotos im letzten GT-Info zum Artikel „Alles neu …“ ansah. FCG-Vorstände Kollmeyer und Kirschner posen auf der Baustelle des über eine Million teuren Fußball-„Vereinsheims“. Beide packen auf der Heide-waldbaustelle kräftig mit an. Die rote Schüppe symbolisiert Tatendrang und Schaffenskraft, so die Botschaft.
Da solch inszenierten Foto-Shootings bei der Vielzahl von Aus- Um- und Neubauten so schnell nicht aufgegeben werden, könnten die Utensilien doch mehrfach benutzt werden. Spaten, Schüppen, Helme, Kellen, Wimpel, buntes Flatterband, Scheren, symbolische Schlüssel und Schecks würden über mein Startup-Verleihgeschäft gut gesäubert und damit nachhaltig ausleihbar sein. Landrat, Bürgermeister, Amtsleiter, Politiker, Investoren und andere „Viel(auf)schneider“ könnten dort alles online bestellen, was für das sogenannte „bezahlte Rumstehen“ benötigt wird.
Dann hätte sich Herr Kollmeyer nicht in Sandalen ablichten lassen müssen, sondern nach Vorschrift mit Sicherheitsschuhen, Arbeitshandschuhen und Bauhelm!
Erinnern Sie sich noch an den ominösen Wettbewerb und die Auslobung von einer Million Euro für Personen, die belegen können, dass es Bielefeld gar nicht gibt? Wie das ausging ist bekannt, keiner konnte das schlüssig nachweisen.
Ganz ohne Ausschreibung verschwand im Juli unser Kreis Gütersloh von der Landkarte. Dies nachdem die Corona-Infektionszahlen beim Schlachter Tönnies in die Höhe schnellten, ein regionaler 2. Lockdown nicht mehr zu verhindern war.
Was haben unsere GT-Kreisbürger nicht alles getan, um zu verschleiern, dass sie nun nicht mehr aus dem besten Kreis der Welt stammten: Insbesondere die in der Kreisstadt Wohnenden gaben mit der Postleitzahl bei Urlaubsreisen lieber einen Ortsteil wie Isselhorst oder auch Blankenhagen an. Um Lackkratzern zu entgehen, überklebten einige verbotenerweise das GT-Nummernschild, so dass ein GI sichtbar wurde, mieteten einen Leihwagen aus Münchner oder Hamburg oder nutzen den ÖPNV und die Deutsche Bundesbahn, um unerkannt zu bleiben. 360 Tausend Einwohner leugnen bis heute, dass sie aus dem Lockdown-Kreis stammen.
Wußten Sie, Herr Tönnies, dass Sie so nebenbei den Beweis für die Nichtexistenz von Gütersloh geliefert haben? Preisgeld gibt’s dafür jedoch nicht!
Es ist ein Kreuz mit der Kommunalwahl in NRW: Als Wahlberechtigter habe ich für den Stadtrat am 13.09. nur eine Stimme. Dieses Kreuz wird doppelt gezählt, entscheidet darüber, wie stark die Partei im Rat wird und welcher Wahlkreiskandidat direkt dorthin einzieht.
Die Entscheidung, wer durch die Reserveliste und als Direktkandidat in den Rat entsendet wird, treffen auf Wahlversammlungen Parteimitglieder, die weniger als ein Prozent der Wahlberechtigten ausmachen. Wir müssen also darauf vertrauen, dass Parteien ihre „Besten fürs Gemeinwohl“ aufstellen. Wer die parteiinternen Machtkämpfe, Kungeleien und Rücksichten auf Interessengruppen einmal miterlebt hat, glaubt nicht mehr an eine „Bestenauswahl“. Die Entscheidung der Parteien über ihre Reserveliste und die personelle Besetzung der Stimmbezirke ist bislang für wichtiger erachtet worden als das Votum der Bürger.
Wenn auch die NRW-Landesregierungen das Kommunalwahlrecht nicht wie bereits 13 andere Bundesländer reformiert haben (z.B. Kumulieren und Panaschieren), so könnten die Parteien vom Wahlvolk über die ausgewählten Personen vorab ein Votum einholen. Sie könnten mehr Nichtmitglieder vorschlagen, auf Vielfalt setzen und auf eine generationenübergreifende Kandidatenauswahl achten.
So könnte das Kreuz ohne Zutun des Landes die kommunale Demokratie stärken.
(Mein Text ist als Kolumne auf der vorletzten Inhaltsseite des GT-Infos, Doppelheft 7+8, abgedruckt. Auch online zu lesen https://gt-info.de/)
Wem der Sommerurlaub im Ausland zu unsicher oder zu teuer ist, der bleibt in deutschen Landen oder noch besser: zuhause auf Terrassen und Balkonen. Was in Holland die gardinenlosen Fenster sind, könnten bei uns die zur Straße ausgerichteten Balkonguckkästen werden. Tausende Bewohner bespielen ganztägig und kostenlos ihre Freilichtbühnen im öffentlichen Raum. Die Sommerstücke sind längst geschrieben, die Dekorationen aufgestellt, die Vorhänge meistens weit geöffnet!
Während sich die etablierten Theaterbühnen in der Sommerpause befinden oder in Folge der Corona-Pandemie verwaist sind, veröffentlichen die Alltagsbühnen eine Neuinszenierung nach der anderen. So findet der abgesagte „Gütersloher Sommer“ dieses Jahr auf Balkonien statt, die Woche der kleinen Künste auf rechteckigen Terrassien.
Schön, wenn die Aufmerksamkeit der Theater-Flaneure auf die luftigen Wohnraumvergrößerungen gerichtet sind. Sie sind eben auch ein Stück sozialer Annäherung, schließlich gibt es im sozialen Wohnungsbau die meisten Balkone.
Die Vorstellungen sind kostenlos und ungefährlich in Sachen coronaler Ansteckung. Die Abstandsregeln werden zwischen Gehweg und Brüstung über die erforderlichen Maße eingehalten … und jeder kann mitspielen und / oder zuschauen.
„Ökologisch nachhaltig und sozial gerecht“. Unzählige Male findet sich Nachhaltigkeit als Stichwort in politischen Beiträgen und Vorlagen von Rat und Verwaltung. Nun ist nachhaltig nicht nur eine Forderung. Man muss sie auch „nachhalten“ – im Sinne von überprüfen.
Wie nachhaltig sind die unter diesem Label getroffenen Entscheidungen? Sprache und Beschlussfassung fallen dabei nicht selten auseinander. Dieser Tage macht Nachhaltigkeit ihrer Bedeutung nach wenig Ehre.
Vier Kostproben der Gremienmehrheit: Keine Photovoltaik an Bahntrasse, Autobahn und Balkonien. Kurzlebige Apple-iPads für tausende Schüler, ein Autokino an den Kulturräumen und Burger-King an der B61. Die Verbrennungsmotoren erleben ihre Renaissance, Autos sind jetzt systemrelevante Schutzräume!?
Nachhaltig waren offenbar auch nicht die Demos und Forderungen der Fridays for Future-Bewegung. Ihre Wirkung verpuffte, sie wurde Corona geopfert. Eine Pandemie, die eigentlich Nachhaltigkeit einfordern müsste, weil sie krass zeigt, wie wir alle zusammen drei Erden konsumieren. Die eine Welt kann nur gerettet werden, wenn auch in Gütersloh konsequent nachhaltig gehandelt wird. Worthülsen sichern nicht die Zukunft unserer Kinder und Enkel.
Wir, die eventverwöhnten Kulturbeflissenen müssen diesen Corona-Sommer auf alle größeren Ablenkungsevents verzichten: Kein Blick ins Mittelalter, kein Rock auf Wiesen, nix Donnerlüttken, keine Massenweinprobe, Totenstille freitags 18 Uhr, nicht mal kleinste dreieckige Künste, Entenrennen in der Badewanne, verschlafene Isselhorster Nacht, Bürgerbrunch auf Balkonien, ruhiges Schlafen am Kirmes-Marktplatz, Schützentrachten im Kleiderschrank, Gütersloh läuft nicht und feiert auch nicht international! Der multiple Eventler fühlt das als einen kulturell-sozialen Ausnahmezustand.
Müssen wir während des Abhandenseins von Gemeinschaft das Alleinsein und das Mit-uns-selbst-Beschäftigtsein erst noch lernen? Können introvertierte Menschen damit besser umgehen?
Anstelle von Ausgehen ist ein Insichgehen angesagt: Bücher lesen, Spiele spielen, Kochen, Sport treiben, Musik machen, Texte schreiben, Theater spielen, Tanzen, Zeichnen, Malen, Basteln, Fotografieren oder sich Entspannungstechniken hingeben, … nur nicht zu viel putzen! Sinnbildlich sagte der weiße Adler der Hopi-Indianer in seiner Märzbotschaft: „Nutze die Gelegenheit, um einen Blick auf dich selbst zu werfen und dabei eine neue Vision von der Welt zu gewinnen.“ Der Corona-Sommer bietet uns die Chance einer Neubesinnung!
(Die Kolumne erscheint gedruckt auf der vorletzten Inhaltsseite des GT-Info-Juniheftes)
Meine Ansichtssache im Mai-Heft (from net to print!)
Wenn Tafeln und Betreuungsangebote wegen Corona dicht gemacht sind, trifft das vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien. Je länger Schulen und Kitas geschlossen bleiben, desto mehr verstärkt sich die soziale Ungleichheit. Corona trifft eben nicht alle gleich! Vor lauter Klopapierhamstern und Notstandsromantik muss uns diese soziale Veränderung empören und unsere Kräfte dagegen mobilisieren.
Corona verändert nicht nur das soziale Klima und das Weltklima, sondern auch unsere Verhaltensweisen und Moden. Laut Robert-Koch-Institut beeinträchtigen Bärte die Schutzwirkung von Gesichtsmasken. Kommt jetzt neben der Kontaktsperre auch eine Bartsperre? Von den wilden Haarfrisuren ganz zu schweigen. Schnapsbrennereien werden systemrelevant und wilde Tiere erobern unsere veranstaltungsverwaiste Innenstadt.
Selbstgenähte Mund- und Nasenschützer mit Staubsaugerfließ kommen neben Kaffeefiltern zum Einsatz. Und, ist es nicht paradox: Wir stehen füreinander ein, ohne uns dabei begegnen zu können. Ein „zu-nahe-Treten“ wird mit 200 Euro sanktioniert. „Das Flüstern unter vorgehaltener Hand“ wird zum über die Straße gerufenen Gerücht.
Ostern, Maifeiertage, sogar Urlaube finden zuhause statt, was zu weniger Hauseinbrüchen und Unfalltoten führt. In der Isolation lernen wir uns ganz neu kennen: Beim Wocheneinkauf nehme ich z.B. kein Rückgeld mehr in Empfang – schließlich trage ich noch Bart und gehöre zur Risikogruppe alte Männer.
Die ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter Leopold Sleczek und WojchiechWalenciak. Links nach der Befreiung 1945 in Gütersloh, rechts in ihrer polnischen Heimat im Jahr 1999. Sie trafen nach der Befreiung mit ihrem Leidensgenossen Jan Mac im Paderborner DP-Lager zusammen. Von Jan Mac gibt es leider keine Fotos. Die folgende Geschichte rekonstruierte ich aus den Briefen der drei ehemaligen Gütersloher Zwangsarbeitern, Zeitzeugen aus Gütersloh und diversen Archivunterlagen:
Der Lebens- und Leidensweg des polnischen Zwangsarbeiters Jan Mac zwischen 1940 und 1947
Vorbemerkung: Die Befreiung am 8. Mai 1945 hätte es verdient, ein nationaler Gedenktag in Deutschland zu werden. Doch nach 75 Jahren bleibt der Eindruck, dieser Tag sei lediglich eine militärische Niederlage gewesen und die Deutschen wären der Nazidiktatur nur von wenigen Nationalsozialisten unterworfen worden. Neuere Forschungen belegen, dass es ab 1933 viele Täter, Opfer, Zuschauer, Gleichgültige und wenige Gerechte gegeben hat. NS-Staatsapparat und große Teile der Zivilbevölkerung zeichnete noch in den letzten Kriegsmonaten ein einvernehmliches Miteinander aus.
Racheakte und Plünderung nach der Befreiung
Die Amerikaner besetzten am 02. April, von Neuenkirchen kommend, Gütersloh. Für die ca. 3800 in Gütersloh lebenden Zwangsarbeiter hieß das: Befreiung vom Joch. Schnell sprach sich die Befreiung auch unter ihnen herum. In der Übergangsphase führten die angestauten Aggressionen, der Wunsch nach Vergeltung für erduldete Leiden und Erniedrigungen und der Mangel an Lebensmitteln, Kleidung und Fahrrädern zu Übergriffen der ehemaligen Fremdarbeiter gegenüber der deutschen Bevölkerung. Der sich noch im Amt befindende NSDAP-Bürgermeister Josef Bauer fordert daher . . . . . . . .
Der gesamte Text ist für dieses Blogformat zu lang. Sie können den vollständigen Zeitzeugenbericht im gedruckten Maiheft des GT-Infos S. 10 – 13 oder unter http://www.gt-info.de/ Die drei Balken oben rechts auf der Startseite anklicken, dann die Downloads wählen, das April Heft anklicken und schließlich im eigenen Downloadordner öffen und zur Seite 10 – 13 scrollen.)
April 1945. Fast 3.800
ZwangsarbeiterInnen, die nach Gütersloh verschleppt wurden, hoffen
auf das Kriegsende und die Rückkehr in ihre Heimat. Doch nicht allen
wird es vergönnt sein, ihre Heimat wiederzusehen. 156 von ihnen
ließen zwischen 1939 und 1945 ihr junges Leben in unserer Stadt.
Ein Großteil ihrer Gräber liegt
auf dem Katholischen Friedhof an der Wiesenstraße. Und die, die ihre
Heimatorte nach der Befreiung erreichen werden, finden verbrannte
Erde vor und werden ihr Leben lang als Saboteure geächtet oder
schlimmer noch – erneut in Gefangenschaft verbracht. Denn die meisten
von ihnen hatten in Gütersloher Firmen Kriegswaffen produziert, die
die deutsche Wehrmacht und Luftwaffe auf ihre Dörfer daheim
abgefeuert haben.
„Ein Krieg lässt sich sehr
leicht beginnen, unvergleichlich schwerer ist es, danach all der
Ungeheuer Herr zu werden, die er hervorgebracht hat.“ schrieb
Anna Politkowskaja (russische Reporterin und Autorin).
Zur Verschleppung von Ausländern
zur Sklavenarbeit in Deutschland sagte der Ankläger der USA Thomas
Dodd auf dem internationalen Militärtribunal in Nürnberg:
„Das war eine Politik der
Massendeportation und Massenversklavung, die auch mit Gewalt, Betrug
und Terror, Brandstiftung durchgeführt wurde, mit Mitteln, die jedes
Gesetz der Kriegsführung und der Menschlichkeit und jede Rücksicht
auf Barmherzigkeit außer acht ließen. Diese Arbeitspolitik war
gleichzeitig eine Politik der Unterernährung und Überarbeitung der
ausländischen Arbeiter, die sie jeder Form von Erniedrigung,
Brutalität und Unmenschlichkeit unterwarf. Es war eine Politik, die
ausländische Arbeiter und Kriegsgefangene zwang, Kriegsmaterial
herzustellen und an anderen Kriegsunternehmungen teilzunehmen, die
gegen ihr eigenes Vaterland gerichtet waren.“
An der Organisation des riesigen Zwangsarbeitersystems im Dritten Reich waren zehntausende Deutsche direkt beteiligt. Von den Arbeitsämtern, über die Stadtver-waltungen, bis hin zu den Ernährungsämtern und Lagerleitern, schreibt Ulrich Herbert 1985, Historiker an der Gesamthochschule Essen in seinem Buch „Fremdarbeiter. Politik und Praxis des Ausländereinsatztes in der Kriegswirtschaft des III. Reiches“. Demnach waren im August 1944 auf dem Gebiet des ´Großdeutschen Reiches´ 7,7 Millionen ausländische Arbeitskräfte als zwangsbeschäftigt gemeldet.
Die Aufarbeitung der Zwangsarbeit in Gütersloh zwischen 1939 und 1945 begann erst in den 1990iger Jahren. Den Anstoß gab mein Aufspüren von Adressen ehemaliger ZwangsarbeiterInnen und die Fertigstellung einer Magisterarbeit von Till Kössler zum Thema „Arbeitseinsatz in der Mittelstadt. Ausländische Arbeiter im Raum Gütersloh im Spannungsfeld von Herrschaft und Gesellschaft, 1939-1945“ .
In drei praktischen Geschichtskursen des 11. Jahrgangs habe ich parallel zu Kösslers universitären Forschung mit SchülerInnen der Anne-Frank-Gesamtschule versucht, die Zwangsarbeiterschicksale besonders in den ortsansässigen Firmen aufzuklären. Wir ermittelten Gütersloher Zeitzeugen und befragten sie . . . . . .
Da der Artikel für dieses Blog-Format zu lang ist, bitte ich Sie ihn weiter im Internetauftritt des GT-Infos zu lesen! So kommen Sie dorthin:
Zunächst gt-info.de in die Suchfunktion eingeben, dann die drei Balken oben rechts auf der Startseite des GT-Infos anklicken, den Pfeil hinter Magazin wählen, 75Jahre Kriegsende anklicken und schließlich „mehr“ wählen. Sodann müsste der vollständige Text erscheinen.
Gut einen Monat vor der Befreiung aus den Fesseln des Nationalsozialismus flieht ein ukrainisch-holländisches Zwangsarbeiterpaar vor NS-Strafjustiz und aliierten Bomben.
Bericht über eine verbotene Liebe zwischen der russischen Zwangsarbeiterin Alexandra Surnina und dem holländischen Zwangsarbeiter Willy Thomasson. Dabei spielt die Fa. Miele eine wesentliche Rolle.
Es war ein Sonntag als am 26.11.1944 ein schwerer Bombenangriff auf Anlagen der Eisenbahn und auf Plätze der Innenstadt in Gütersloh niederging. Auch die Firma Miele wurde getroffen, in einem firmeneigenen Erdbunker waren 6 Menschen verschüttet. Willy Thomasson, ein holländischer Zwangsarbeiter stand bereit, sie zusammen mit einem Franzosen, einem Jugoslawen und einem Mann aus der NSDAP zu bergen. Nur drei der Eingeschlossenen konnten lebend geborgen werden. Ein paar Tage später bekam Willy über den Firmenchef Kurt Christian Zinkann für Dienstag eine Einladung ins Büro . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
(Vollständiger Zeitzeugenbericht im gedruckten Aprilheft des GT-Infos S. 18 – 21 oder unter http://www.gt-info.de/ (Die drei Balken oben rechts auf der Startseite anklicken, dann die Downloads wählen, das April Heft anklicken und schließlich im eigenen Downloadordner öffen und zur Seite 18 – 21 scrollen.)
Sicher haben Sie auch als Kind die Erwachsenen gern am 1. April verhohnepiepelt und in den April geschickt!? Oftmals fällt mir jetzt als in die Jahre gekommenes Kind auf, dass unsere Zivilgesellschaft in Anlehnung an diesen Kinderscherz ganz ähnlich von Firmen, Institutionen, Parteien und Verwaltungen aufgezogen wird.
Heißt es nicht auch: „April, April . . .“ , wenn es um das klammheimliche Fällen von Bäumen (Rathaus, Marktplatz u.a.), die immense Kostensteigerung bei öffentlichen Bauprojekten (Gesamtschule III, Stadthalle, Feuerwache u.a.) oder die prognostizierten Schülerzahlen an Grundschulen geht?
Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass selbst unsere gewählte Ratsvertretung von der Verwaltung in den besagten Frühlingsmonat geschickt wird. Nur ein Beispiel: Jedes Jahr vor den Haushaltsberatungen wird von der Kämmerin ein beunruhigendes Szenario aufgebaut. Die Einnahmesituation unserer Kommune sei nicht so rosig wie erwartet. Kurz vor der entscheidenden Ratssitzung heißt es dann, den bisherigen Beratungen zum Trotz, überraschenderweise: „April, April . . .“ es sei nun doch noch mehr Geld im Stadtsäckel!
Glaubwürdiger wäre es, wenn Zivilgesellschaft und Politik außerhalb des 1. Aprils an 364 Tage nicht in den April geschickt würden.
Diese Kolumne erschien gedruckt im April Heft des GT-Infos auf Seite 57.
Sicher haben Sie auch als Kind die Erwachsenen gern am 1. April verhohnepiepelt und in den April geschickt!? Oftmals fällt mir jetzt als in die Jahre gekommenes Kind auf, dass unsere Zivilgesellschaft in Anlehnung an diesen Kinderscherz ganz ähnlich von Firmen, Institutionen, Parteien und Verwaltungen aufgezogen wird.
Heißt es nicht auch: „April, April . . .“ , wenn es um das klammheimliche Fällen von Bäumen (Rathaus, Marktplatz u.a.), die immense Kostensteigerung bei öffentlichen Bauprojekten (Gesamtschule III, Stadthalle, Feuerwache u.a.) oder die prognostizierten Schülerzahlen an Grundschulen geht?
Manchmal habe ich sogar den Eindruck, dass selbst unsere gewählte Ratsvertretung von der Verwaltung in den besagten Frühlingsmonat geschickt wird. Nur ein Beispiel: Jedes Jahr vor den Haushaltsberatungen wird von der Kämmerin ein beunruhigendes Szenario aufgebaut. Die Einnahmesituation unserer Kommune sei nicht so rosig wie erwartet. Kurz vor der entscheidenden Ratssitzung heißt es dann, den bisherigen Beratungen zum Trotz, überraschenderweise: „April, April . . .“ es sei nun doch noch mehr Geld im Stadtsäckel!
Glaubwürdiger wäre es, wenn Zivilgesellschaft und Politik außerhalb des 1. Aprils an 364 Tage nicht in den April geschickt würden.
Meine zweite Einlassung im aktuellen GT-Info (vorletzte Inhaltsseite):
Das kennen Sie doch auch: Ein wichtiges Dokument muss noch schnell ausgedruckt oder kopiert werden. Genau in diesem Moment streikt der Drucker. Ist die Farbkartusche schon wieder leer? Nein, jetzt will er, dass ich die Verkaufsadresse kontaktiere. Ist das der einprogrammierte Dolchstoß, die sogenannte Sollbruchstelle? Es geht gar nichts mehr!
Kopfschütteln
im Elektronikmarkt: Selbst der Kostenvoranschlag für dieses Malheur
sei weggeworfenes Geld, die Reparatur sei garantiert dreimal so teuer
wie ein neuer Drucker! Ab jetzt besitze ich Elektroschrott.
Wir
leben in einer Gesellschaft, die wesentlich durch eine
Wegwerfmentalität geprägt ist. Schnelles Konsumieren,
verschwenderischer Umgang mit natürlichen Ressourcen und
Umweltverschmutzung triumphieren. Instandhalten und Reparieren wird
durch schnellen Ersatz mit neuen preiswerten Gütern konterkariert.
Wie sinnvoll sind dagegen zwei Initiativen in unserer Stadt, die sich die Reparabilität auf ihre Vereinsfahnen geschrieben haben: Das Repair Café und die AntiRost Initiative. Zwei erste Selbsthilfen zum Einkaufsstopp für die Müllhalde, hin zu einer nachhaltigen Reparaturgesellschaft. Sie sind das bessere Konzept.
Am 13.09.2020 wird erneut ein Bürgermeister (jedweden Geschlechts!) gewählt. Kandidaten für dieses Spitzenamt müssen sehr mutig sein: Bürgermeister stehen im Fadenkreuz von Hasstiraden und Attacken bis zum Mord. Manche sprechen sogar von Bewaffnung!?
Das ist nur eine von neuen Dimensionen der Verantwortung für den nächsten Gewählten. Ein künftiger Bürgermeister muss nicht nur Nerven statt Knarren zeigen, sondern geradezu ein Utopist sein. Ob wir in eine gute Zukunft gehen oder dystopisches Chaos zu bewältigen haben: Die Bevölkerung begibt sich in die Hände eines Menschen, der einen besonderen inneren Kompass braucht, Kreativität und Visionen, wohin die Reise für uns alle gehen soll. Erwartet wird ein Gespür für Entwicklungen, Trends, Umbrüche und das Geschick, damit zum Wohle aller umzugehen. Politisches Talent ist gefragt.
Gleichzeitig verlangt das Amt genau das Gegenteil: Die Leitung einer Verwaltung mit über tausend Mitarbeitern. Als Verwalter der Ordnung ist ein Bürgermeister Garant dafür, dass Verwaltungsarbeit astrein ist, fehlerfrei und für alle gleich. Er ist der oberste Erbsenzähler, weil das seine Aufgabe ist, für die er vor Gesetz und Bürgerschaft gerade steht und ein funktionierendes Gemeinwesen sicher stellt. Nicht gerade wenig, was da zur Wahl steht. Aber wir haben in unserer Demokratie die Wahl. Stehen wir dafür ein, dass das so bleibt!
Ob die Weltgesellschaften eine Allianz gegen Erderhitzung und Umweltzerstörung hinbekommen, ist wohl eine Jahrhundertaufgabe. Was die Welt im Konkreten rettet, ist immer noch das stille und vor allem nachhaltige Engagement vor Ort. Dazu gibt es in unserer Stadt jedes Jahr eine lobenswerte Anleitung:
Im Umweltkalender des Fachbereichs Umweltschutz und der GEG findet man nicht nur seine Müllabfuhrtermine sowie die Öffnungszeiten des Entsorgungspunktes, sondern auch Sondertermine für kompostierbare Gartenabfälle, für Laubsäcke- und Schadstoffsammlungen, für die Aktenvernichtung oder auch die Route des Schadstoffmobils. Ferner sind im Kalendarium Termine der Energieberatung, des BUND, der GNU, des NABU, der VHS, der Aktion Rumpelkammer, der Staudentauschbörse und des Imkervereins eingepflegt. Und, man höre und staune, 2020 finden sich zum ersten Mal auch die Treffen der Bürgerinitiative Energiewende eingedruckt. Damit nicht genug. Auf den Rückseiten gibt es jährlich aktualisierte Informationen zu diversen Umweltthemen. Ein unentbehrlicher Ratgeber für das ganze Jahr!
Wenn
viele sich allein an diese Vorschläge halten würden, könnte die
Erde eine Lebensgrundlage für uns Menschen und alle andere Lebewesen
bleiben. So entscheidet sich die Jahrhundertaufgabe im Kaff und nicht
erst im Kosmos.
In
der Antike gab es die Olympiade, im Mittelalter den Sängerwettstreit
und heute im TV das Supertalent. Allen gemeinsam ist der Kampf um das
Beste, etwa um sportliche, dichterische, künstlerische, musische,
handwerkliche oder andere kulturelle Leistungen.
Im Rahmen der Vorbereitungen um den vierspurigen Ausbau der B 61 zwischen Rheda, Gütersloh und Bielefeld kam es zunächst ohne Ansage zu einem Wettstreit – der Maler.
In
einer Nacht- und Nebelaktion bepinselten Gegner des Straßenausbaus
viele Alleebäume symbolträchtig mit weißer Farbe. Wenig später
reagierten die Straßenmeisterei-Künstler, indem sie schwarze Folien
über die Widerstandszeichen wickelten, angeblich um die
AutofahrerInnen nicht zu gefährden.
Die
Reaktion der Gegner blieb nicht aus, man entfernte die Folie, so dass
die Pinselstriche wieder sichtbar wurden. Nun reagierten die
behördlichen Maler mit dem Auftragen einer Kalk-Mineral-Mischung,
die die Baumstämme in Mannshöhe weißten.
Die
Aktionskünstler nutzten daraufhin die weißen Stammleinwände für
ihren nun in schwarzer Farbe aufgetragenen Protest. Eine weitere
kunstvolle Gegenmaßnahme steht noch aus.
Schon
damit wir noch lange Betrachter dieses Kunstwettstreits im
öffentlichen Raum sein können, wäre es geraten, die Alleebäume
stehen zu lassen!
Es ist ein alter Brauch, in der Silvesternacht mit Hilfe eines Orakels in die Zukunft zu schauen. Besonders beliebt war das mittlerweile verbotene Bleigießen. Zum Glück gibt es harmlose und genauso vergnügliche Alternativen. Als Bleiersatz kommt Kerzenwachs oder Lebensmittelzinn in Frage. Ganz ohne Dämpfe geht es dagegen mit alternativen Orakelformen aus Großmutters Zeiten: Karten- oder Kaffeesatzlesen. Wenn man nun nicht nur für Freunde und Familie orakelte, sondern die Zukunft unserer Stadt dabei deuten würde, was käme da zum Vorschein?
Gäbe es neben dem digitalen Aufbruch auch einen sozialen, der Armut und Wohnungsnot ernsthaft beheben möchte? Würden uns die Karten eine glaubhafte Verkehrswende mit der Aussicht auf kostengünstigen Nahverkehr und eine überzeugende Infrastruktur für ÖPNV und Radverkehr vorlegen? Zeigte der geschmolzene Wachs einen stark erhöhten Anteil der Stadtwerke an selbst erzeugten erneuerbaren Energien? Bekommen wir nach der Kommunalwahl einen deutlich jüngeren und vielfältigeren Stadtrat, einen Zukunftsausschuss und einen Stadtbürgerrat?
Ein Orakel richten sich an eine höhere Instanz mit vermutetem Weitblick. Es wird nicht sagen: Alles bleibt beim Alten.
Angesichts
der unübersehbaren Paket- und Päckchenlieferungen glaubt wohl kein
Kind mehr, dass Weihnachtsgeschenke vom Weihnachtsmann gebracht
werden. Auch das Christkind bedient sich der Bringdienste, die
überwiegend im gelben Gewand durch die Straßen irren und im
himmlischen Internet bestellte Waren ausspucken.
Nicht nur im Advent benutzen mich diese Himmelsboten als Knecht, denn als Pensionär bin ich fast immer zu Hause.
Es
schellt: „Bei Ihrem Nachbarn ist keiner da, darf ich „das“
solange bei Ihnen parken?“ Angesichts der sich in meinem Flur
stapelnden Pakete frage ich mich, ob ich diesen Dienst bis
Weihnachten leisten kann. Schließlich holen die wenigsten ihre
Bestellungen ab, sodass ich sie des öfteren über hundert Meter
schleppen muss, ohne zu wissen, ob einer öffnen wird.
Bei
einer schweren Lieferung habe ich mir unlängst eine Sackkarre
ausleihen müssen. Und was tue ich bei verschickten lebenden Tieren?
Öffnen, füttern?
Als
ich einen DHLer gestern fragte, ob ich nicht als Teilzeitzusteller
Anspruch auf einen Teil seines Lohnes habe, meinte er: „DHL heißt
doch ´Du Hilfst Liefern´! So können Sie doch
recht ungezwungen mit Ihren Nachbarn ins Gespräch kommen!“
Okay, wenn ich das als Belohnung ansehe, helfe ich im Advent besonders gern! Schade nur, dass bald abschließbare Lieferboxen installiert werden sollen.
Diese Kolumne befindet sich auch im GT-Info Dezemberheft auf Seite 81 !
Kurze Tage, kalte Nächte, grauer Himmel, Nieselregen! Doch ein cleveres PR-Konzept mit herzgängigen Volksweisen, glitzernder Reklame und Zimt- und Zucker-aromen erhellt uns die dunkelste Zeit des Jahres. Ein entfesselter Kommerz toppt Jahr für Jahr Rekordmarken: Im letzten Dezember erzielte der Einzelhandel deutschlandweit einen Umsatz von ca. 100 Milliarden Euro. Sogar Hautcremes, Unterwäsche und Socken werden mit Lametta und Kugeln garniert, damit auch Alltägliches unterm Baum glänzt.
Seit Mitte Oktober stolpern wir über Weihnachtsgebäck in den Geschäften und ab Ende November werden wir auf den von Glühwein durchtränkten Weihnachtsmärkten erst richtig zur Besinnung gebracht. Wir degenerieren zu programmierten Kaufrobotern mit dem Impuls des Schenkenmüssens. Findige Mitmenschen haben sich deshalb durch den Erwerb von Gutscheinen dieser lästigen Geschenkorgie entledigt. Überflüssiger Gegen-stände stapeln sich trotzdem weiter in unseren Wohnungen. In uns aber bleibt nicht selten eine klaffende Leere.
Wie wäre es mit einem radikalen Schritt, der diese dunklen Tage sogar erhellen kann? Verabreden wir einen Geschenkeentzug, zünden wir für uns allein, zu zweit oder in der Gruppe eine Kerze an und nehmen uns Zeit nichts weiter zu tun als einfach nur zu warten, wer will aufs Christkind. Aus der Mongolei stammt der Spruch: Wenn ihr für jemanden ein Licht anzündet, wird es auch euren Weg erhellen! Inneres Leuchten, das kann sich keine PR ausdenken.
Diese Kolumne gibt es auch gedruckt im Dezember GT-Info, auf Seite 81 !
„Vor der Tür der dicke Sack, hat Nikolaus den selbst gepackt? Ich möchte gar zu gerne wissen, enthält er viele Leckerbissen?“ Zur Entstehungszeit dieses Nikolausgedichts war der Sackinhalt noch nicht doppelt und dreifach verpackt, wie wir es heute kennen. Der Jutesack war nachhaltig, er wurde jedes Jahr wieder benutzt. Scheuerte sich eine Stelle durch, wurde ein „Säckelappen“ aufgenäht.
Im Dezember steigt die Anzahl der Gelben Säcke durch die Geschenkeflut an Nikolaus, Advent, Weihnachten und Neujahr derart an, dass wir alle einen kräftigen Schlag mit der Rute verdient hätten.Im Straßenbild wird das Verpackungsdilemma kaum sichtbar, solange die Entsorgungsunternehmen ihren Fahrplan einhalten und die ca. 3.500 Tonnen Gelbe Säcke pro Jahr allein in der Stadt Gütersloh pünktlich entsorgen. Das Abholen ist privatwirtschaftlich als „Duales System“ organisiert. Wir bezahlen die Entsorgung unserer Verpackungen automatisch mit dem Kauf eines Produkts. Die Kommunen und wir haben keinen Einfluss auf die Verwertung des Inhalts. Dass damit neben einer gewissen Recyclingquote Verbrennungsöfen befüllt werden, ist leidlich bekannt.
Solange
auf Bundesebene keine nachhaltigen Gesetze beschlossen werden, können
wir unsere Plastikmüllmenge nur durch unser geändertes
Kaufverhalten reduzieren. Füllen wir also die Plastikverpackungen
nach der Kasse in wiederverwertbare Behälter und Netze um, wählen
Glas und Konservendosen und tragen alles in Nikolaus Jutesack nach
Hause, bis sich die Tonnagen Gelber Säcke erübrigen. Und das nicht
nur zur Weihnachtszeit.
Im GT-Info-Novemberheft habe ich meinen Gedanken zur veränderten Bestattungskultur auf Papier freien Lauf gelassen. Wer den Text lesen möchte, schlage das Heft auf oder öffne die Startseite www.gt-info.de, downloade die neueste Ausgabe und scralle auf die vorletzte Inhaltsseite, dort gibts meine Ansichtssachen.
In meinem „Papierblog“ im November GT-Info wünsche ich mir, dass die Stadt ihre Geschichte zwischen 1933 und 1945 genau so intensiv aufarbeitet wie andere Epochen.
Wer den ganzen Text lesen möchte schaue ins aktuelle Heft oder downloade sich die PDF über die Startseite gt-info.de und scrolle dann auf die vorletzte Inhaltsseite.
P.S.: Heute um 16 Uhr Gedenkfeier am Gedenkstein Ecke Daltrop-/Feldstraße
Im Oktoberheft des GT-Infos spreche ich das Kirchensterben an. Der evangelische Kirchenkreis möchte einige Kirchen schließen und /oder umwidmen. Da Kirchen stadt-prägend sind, plädiere ich für eine Mitentscheidung aller BürgerInnen. Die ganzen 1200 Zeichen kann man im Heft oder online nach dem Download der Heft-PDF unter https://www.gt-info.de auf der vorletzten Seite des Innenteils lesen.
In der Oktoberausgabe des GT-Infos erkläre ich, warum es für die Klimazukunft ein falsches Zeichen ist, die B61 zwischen Rheda-Wiedenbrück und Bielefeld vierspurig aus-zubauen. Schleppender Verkehr führt m.E. eher zur Mobilitätswende als der Bau weiterer Spuren. Den vollständigen Text lesen sie in der Papierausgabe oder nach dem Download der PDF (ein Klick, dann ist die Datei im Downloadordner!) über https://www.gt-info.de
Der Kinderschutzbund läd heute ab 11:00 Uhr an der Martin-Luther-Kirche zum Weltkindertag ein. Dabei geht es auch um Kinderarmut in Gütersloh.
Im September-GT-Info mache ich meine Ansicht zur Kinderarmut in Gütersloh öffentlich. Nach zwei Armutskonferenzen ist immer noch nichts geschehen! Wer die ganzen 1400 Zeichen lesen möchte, rufe das aktuelle GT-Info (https://www.gt-info.de) anklicken, rechte Maus klicken, die PDF mit „Ziel speichern“ auf Download speichern, Download „magazin“ öffnen und die vorletzte Inhaltsseite aufrufen und vergrößern . . .
. . . oder nehme einfach das Heft zur Hand!
P.S.: Die Verlinkung ist viel zu umständlich, besser einfach über google zum www.gt-info.de, dann öffnet die PDF sofort.