Meine Ansichtssache im Mai-Heft (from net to print!)
Wenn Tafeln und Betreuungsangebote wegen Corona dicht gemacht sind, trifft das vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien. Je länger Schulen und Kitas geschlossen bleiben, desto mehr verstärkt sich die soziale Ungleichheit. Corona trifft eben nicht alle gleich! Vor lauter Klopapierhamstern und Notstandsromantik muss uns diese soziale Veränderung empören und unsere Kräfte dagegen mobilisieren.
Corona verändert nicht nur das soziale Klima und das Weltklima, sondern auch unsere Verhaltensweisen und Moden. Laut Robert-Koch-Institut beeinträchtigen Bärte die Schutzwirkung von Gesichtsmasken. Kommt jetzt neben der Kontaktsperre auch eine Bartsperre? Von den wilden Haarfrisuren ganz zu schweigen. Schnapsbrennereien werden systemrelevant und wilde Tiere erobern unsere veranstaltungsverwaiste Innenstadt.
Selbstgenähte Mund- und Nasenschützer mit Staubsaugerfließ kommen neben Kaffeefiltern zum Einsatz. Und, ist es nicht paradox: Wir stehen füreinander ein, ohne uns dabei begegnen zu können. Ein „zu-nahe-Treten“ wird mit 200 Euro sanktioniert. „Das Flüstern unter vorgehaltener Hand“ wird zum über die Straße gerufenen Gerücht.
Ostern, Maifeiertage, sogar Urlaube finden zuhause statt, was zu weniger Hauseinbrüchen und Unfalltoten führt. In der Isolation lernen wir uns ganz neu kennen: Beim Wocheneinkauf nehme ich z.B. kein Rückgeld mehr in Empfang – schließlich trage ich noch Bart und gehöre zur Risikogruppe alte Männer.