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Wie heute? 100 Jahre alte Verse!

. . . „Regierung, he! Bist du verrückt – / Was soll das heißen? / Was soll der Krimskrams, der uns drückt, / Ihr Weisesten der Weisen? / Sind wir denn bloß zum Steuern da, / Was nehmt ihr jede Freude? / Und just zuu Fastnachtzeiten – ha!“ / So grölt und tobt die Meute. / „Die Kirche mögt verbieten ihr, / Das Singen und das Beten – / Betreffs des andern lassen wir / Jedoch nicht nah uns treten!/ Das war es nicht, was wir gewollt / Gebt frei das Tanzen, Saufen. / Sonst kommt das Volk – hört wie es grollt, / Stadtwärts in hellen Haufen!“ / Die Grippe, die am letzten Loch / Schon pfiff, sie blinzelt leise / Und spricht: “ Na endlich – also doch!“ / Und lacht auf häm´sche Weise. / „Ja, ja – sie bleibt doch immer gleich / Die alte Menschensippe!“ / Sie reckt empor sich hoch und bleich / Und schärft aufs neu die Hippe.

Die zweite Hälfte eines Gedichts, das 1920 im Schweizer Satiremagazin „Nebelspalter“ zur Spanischen Grippe abgedruckt wurde. Die Autorin / der Autor blieb unbekannt.

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„Schicht“ am Tag der Arbeit

dichtung

Heut´ ist alles dicht, selbst der Dichter dichtet heute nicht!

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SOLI (Sonntagsliteratur)

inselwinter

die sonnenfrische zieht nun südlich stumm, bald trinkt man hier den inselrum,  / denn die steifen winde aus dem osten / in skipper bars mit kühlen cocktails prosten. / „schietwetter“ hört man friesisch trocken klagen.  / manch´ fremder wird im herbst sich fragen, / was kann man außer über jod zu reden, hier im weißen winterwatt erleben? / agatha christies krimifall, / laiengespielt zum letzten mal,/  „nur einen sommer lang“ läuft zum schluss im kinosaal. / die insulaner sonnen jetzt südlich der linie rom, / nur der shantychor probt für die kommende saison. / trotzdem treibt´s die kleine fähre täglich noch, / bring manch´hartgesott´nen zum städtchen hoch. / warum die kommen, kann ich noch nicht sagen, / dazu muss ich´s selbst im winter wagen!

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Natur-Lyrik

die silberpappel

ein lied in den lüften, ein tuscheln im wind,

ein flirrendes rauschen, es tanzen geschwind;

die boten des winters mit silbrigem pflaum,

sommerschatten: funkelnde spiegel am pappelbaum.

zwischen sommer und winter, sie spielen auf zeit,

halten den frühling fest oder ziehn in die ewigkeit.

nicht alles glänzt golden,  auch der oktober hat seinen preis,

sattgrün verfinstert sich dunkel, silber verkommt zum schneeweiß.

stumm frieren in schwarzen mänteln schon birken, erlen und linden,

deine blätter tanzen den herbst, brechen ab erst bei östlichen winden.

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